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Der Mensch von morgen wird ein Liebender sein, oder er wird nicht mehr sein

NATUR & HEILEN, Dezember 2002 - Interview mit Christina Kessler
Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter. Für jeden Einzelnen geht es nun darum, das alte Gewand abzulegen, nach innen zu kehren und seine tiefste Sehnsucht neu zu ergründen. "Amo, ergo sum - Ich liebe, also bin ich" ist die Antwort auf diese Suche und wird zum Motto einer Ära, die auf der Kultur des Herzens beruhen wird. "Amo, ergo sum" ist auch der Titel eines hervorragenden, soeben im Arbor-Verlag erschienenen Buches, das eine Anleitung für Menschen ist, die ihre höchste Vision verwirklichen und gleichzeitig zu einem kollektiven Bewusstseinssprung beitragen wollen. NATUR & HEILEN sprach mit der Autorin des Buches, Christina Kessler.

"Die Sehnsucht nach Vollkommenheit ist universell, sie ist der Ur-Impuls des Menschen, jene Energie, die ihn in seiner Entwicklung vorantreibt und geistiges Wachstum überhaupt erst ermöglicht."
Christina Kessler

NATUR & HEILEN: Ihr Buch "Amo ergo sum. Ich liebe, also bin ich" wurde auf dem Kongreß "Unity in Duality -Tendrel" in München vorgestellt, zu dem S. H. der Dalai-Lama als Ehrengast geladen war und hat - obwohl gerade erst erschienen - bereits eine enorme Resonanz ausgelöst. Womit läßt sich dies erklären?

Christina Kessler:Das liegt wohl daran, dass das Buch genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint und Antwort auf viele der Fragen gibt, die gegenwärtig in uns allen brennen. Wir leben in einer Phase des Wandels - eines Wandels auf allen Ebenen - der sich schon seit langem anbahnt, sich gegenwärtig jedoch immer mehr zuspitzt. Die ganze Welt ist aus den Fugen geraten. Damit meine ich nicht nur die äußere Welt mit ihren Kriegen, Krisen und Katastrophen, mit der allgegenwärtigen Furcht vor Terroranschlägen und den bedrohlichen Auswirkungen eines zerstörten Gleichgewichts der natürlichen Umwelt, sondern auch - und vor allem - die Innenwelt des Einzelnen. Der heutige Mensch ist von seinem Wesenskern abgeschnitten und damit von seiner ureigensten Kraft und Stärke getrennt. Es fehlt ihm an Vertrauen, an Vertrauen in sich selbst und in die Welt, die ihn umgibt. Und das nicht zu Unrecht, denn unsere Beziehungen sind lieblos geworden, weil sich das menschliche Miteinander fast ausschließlich auf Konkurrenz, Besser-Sein-Wollen und Ausbeutung der Schwächeren gründet. Der typische Mensch von heute ist desorientiert, anfällig für Manipulationen und schlichtweg überfordert. Um den Wandel konstruktiv bewältigen zu können, müssen wir jedoch in unseren unwandelbaren Wesenskern zurückkehren und unsere wahre Identität dort verankern. Menschen kommen mit dem Wandel nur zurecht, wenn sie diesen Kern gefunden haben. Der Schlüssel zur Wandlungsfähigkeit liegt in jenem unwandelbaren Gefühl dafür, wer wir wirklich sind und wohin unser Lebensweg führt. Auf der anderen Seite spüren heutzutage immer mehr Menschen, dass es durchaus möglich ist, diesen Kern zu erreichen und aus ihm heraus das Leben selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu gestalten. Diese Menschen ahnen, dass sie, indem sie ihr wahres Selbst ernst nehmen und verwirklichen, nicht nur ihr eigenes Leben zum Positiven verändern, nicht nur ihr ureigenes Potential entfalten und dadurch persönliche Erfüllung finden, sondern gleichzeitig zur Entfaltung einer besseren Welt und einer neuen Wirklichkeit beitragen werden. Diese Ahnung liegt in der Luft. Die Symphonie des Neuen ist bereits zu vernehmen. Wir wissen nur noch nicht, mit welchen Instrumenten wir sie spielen sollen, wie wir es anstellen sollen, dorthin, in unseren innersten Wesenskern, zu gelangen.

Unsere Gottesvorstellung reflektiert unsere höchste Vorstellung vom Ganzen

NATUR & HEILEN: Bisher war es meist die Aufgabe der Weisheitstraditionen und Religionen, diese Frage zu beantworten, und der Weg führte zu Gott. Heute jedoch haben viele Menschen keinen Zugang mehr zu Gott.

Christina Kessler: Hier taucht überhaupt die Frage auf: Was ist Gott? Zunächst einmal ist Gott nichts weiter als ein Wort, ein Begriff. Es ist der Ausdruck, den der Mensch erfand, um das Vollendete, ewig Gültige, Allumfassende, den letztendlichen Superlativ, die höchste Macht, die Quelle aller Ursachen, kurz das Absolute, zu beschreiben. Göttlichkeit ist ein Synonym für Vollkommenheit. Wenn wir die verschiedenen Gottesvorstellungen der Geschichte und der Kulturen betrachten, stellen wir fest, dass diese sehr unterschiedlich waren und sind. So gab es in den archaischen Stammesgesellschaften eine Vielzahl an Göttern, welche die Naturkräfte personifizierten, von denen der Urmensch völlig abhängig war. Er betrachtete den gesamten Kosmos als beseelt. In der Phase des frühen Pflanzertums, als die Menschen sesshaft wurden und sich ein Stück äußerer Sicherheit erworben hatten, taucht dann das Bild der "Großen Mutter" oder "Großen Göttin" auf - die vollkommene Ikone von Fruchtbarkeit und Wachstum, von Eigenschaften also, die während dieser Epoche als lebensspendend angesehen wurden. Während der vergangenen 3000 Jahre unserer Menschheitsgeschichte herrschte das Patriarchat mit den höchsten Vorstellungen von männlich orientierter Autorität. Der daraus entstehende Gottesbegriff war der des allmächtigen Vatergottes, der jenseits aller Existenz im Himmel thront, und den man erst nach dem Tod und nach einem Leben der Selbstaufgabe erreichen konnte.

NATUR & HEILEN: Im Verlauf des Patriarchats wurde "Gott" also immer weiter in die Ferne projiziert, nach Außen, in den Himmel - und zwar von den Menschen selbst.

Christina Kessler: Mit ihm wurde aber auch das Prinzip Vollkommenheit nach außen projiziert und dadurch von uns selbst abgetrennt. Letztlich bedeutet das, dass wir auch die Selbstbestimmung für unseren Lebensweg und die Selbstverantwortung für unser Glück damit abgegeben haben. Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass alle Gottesvorstellungen der Kulturen deren Vorstellungen von Vollkommenheit widerspiegeln - also wirklich deren höchste Vorstellung. Und diese höchste Vorstellung ist gleichzeitig der Ideal-Maßstab, dem der Mensch sich anzunähern versucht. Der Ausdruck "Gott" reflektiert somit unsere höchste Vorstellung vom Ganzen und gleichzeitig die höchste Vorstellung von uns selbst als einem Individuum. Liegt diese Vorstellung außerhalb von uns selbst, werden wir auch im außen nach Vollkommenheit suchen, - in Besitz, Geld, Ruhm und Status. Dort werden wir sie jedoch niemals auf Dauer finden. Unvergängliches Glück und dauerhafte Sicherheit finden wir nur in uns selbst. Diese Erkenntnis, die von den großen Weisen der Geschichte schon immer verkündet wurde, hat das patriarchale Paradigma für uns alle sichtbar bestätigt. Es ist sozusagen dessen kollektive Morgengabe an die neue Welt. Der neue Mensch ist daher aufgerufen, diese Vollkommenheit in seinem Inneren zu entdecken und seine höchsten Vorstellungen auf sein wahres Selbst auszurichten.

Im hohen Selbst sind wir zugleich in die kosmische Ganzheit und in unser höchstes Potential gebettet

NATUR & HEILEN: Diese höchste Vorstellung von uns selbst dient uns also als Ausrichtung für unser Leben und fungiert als Richtschnur für unser Denken, Verhalten und Handeln.

Christina Kessler: Richtig. In dem Moment, wo wir es uns selbst erlauben, unsere höchste Vorstellung anzunehmen und zu leben - und dabei nach innen gehen - geschieht plötzlich etwas außerordentliches: wir treten in ein Kraftfeld ein, in dem wir Zugang zu unserem höchsten Potential bekommen. In diesem Kraftfeld liegt die Quelle unserer individuellen Schöpferkraft, unseres Wesensterns, unseres Genius. Im höchsten Ausdruck unseres Selbst geschieht dann etwas noch Ungewöhnlicheres; dann verschmelzen mit dem Ganzen und werden eins mit der dort herrschenden immerwährenden Ordnung. Die Mechanismen des schöpferischen Prozesses übernehmen die Leitung. Es existieren zahllose Beispiele von Menschen, Künstlern und genialen Persönlichkeiten, die in dieses Kraftfeld eintauchten und es mit konkreten Plänen wieder verließen. Friedrich Nietzsche z.B. tauchte in die "kreative Ekstase" ein, als er an seinem Meisterwerk "Also sprach Zarathustra" schrieb. Theresa von Avila brachte aus diesem Feld ein immenses Wissen für die Umorganisation der religiösen Orden Spaniens zurück. Hildegard von Bingen gewann dort den tiefen Einblick in das Wesen von Gesundheit und Krankheit, und hinterließ der Nachwelt Anweisungen für neue Behandlungsmethoden und Heilmittel. Beethoven, Leonardo da Vinci, Goethe, Einstein, sie alle waren in dieses Kraftfeld eingetaucht und bezogen ihre genialen Inspirationen aus ihm. Im Moment höchster Verwirklichung überwinden wir die begrenzte Identität, die uns von Geburt an auferlegt wurde. Indem wir unsere höchste Vorstellung anerkennen, entlocken wir dem Kraftfeld die benötigte Nahrung, um sie sogleich verwirklichen zu können. Wir werden Zeuge einer alles durchdringenden Kraft, die auch uns ständig trägt. Daher ist die Sehnsucht nach Vollkommenheit die Musik, die zwischen uns selbst und der Welt erklingt. Die Bedürfnisse des Selbst sind die Töne, die Bedürfnisse der Welt die dazugehörenden Obertöne. Gemeinsam stellen sie die unterschiedlichen Wellenlängen desselben Dranges nach Vollkommenheit, desselben sehnsuchtsvollen Liedes dar. Was das Selbst braucht, braucht auch die Welt. Daher ist es wichtig für die Welt, dass wir bekommen, wessen wir bedürfen.

Liebe ist die bindende Kraft zwischen innen und außen

NATUR & HEILEN: Was Sie sagen, hört sich an, als gäbe es eine einladende Hand, die uns in unsere Mitte führen möchte.

Christina Kessler: Ja, genau. Und diese einladende Hand ist die Liebe. Ergreifen wir sie, werden wir automatisch nach innen geführt, in das tiefste, wahre Selbst, wo wir die Verbundenheit alles Seienden, den Urgrund der Wahrheit erkennen. Indem wir dieses Selbst verwirklichen, - sprich: authentisch leben und in der Wahrheit handeln -, können wir wesentlich dazu beitragen, eine Wirklichkeit zu erschaffen, die auf dem starken Fundament einer Kultur des Herzens und der Vernunft ruht. Liebe schafft somit eine tragende Brücke zwischen Innen und Außen, Mensch und Welt, zwischen den Bedürfnissen des Einzelnen und den Bedürfnissen des Ganzen. Sie schafft im wahrsten Sinne des Wortes Harmonie, Balance. Würden alle Menschen auf diesem Planeten ihrer tiefsten Sehnsucht nach Liebe und Vollkommenheit folgen, könnten wir buchstäblich das Paradies auf Erden erschaffen. Bisher haben wir diese Tragweite jedoch nicht erfasst. "Liebe" blieb stets auf ihre einzelnen Facetten beschränkt und auf die Gefühlsebene reduziert. Liebe in ihrer höchsten Form hat jedoch weder etwas mit einer naiven Gefühlsduselei, noch mit Erwartungen an andere, noch mit manipulativen Täuschungsmanövern, die nur zu "Ent-Täuschungen" führen, zu tun. Liebe überbrückt Gegensätze, aber sie ist kein Tauschgeschäft. Liebe verlangt nicht und sie fordert nicht. Echte Liebe ist bedingungslos und entsteht aus uns selbst heraus. Von dort strömt sie nach außen, an ausnahmslos alles und jeden, ungeachtet seiner Herkunft, Rasse oder Religion. Erst dann können wir von Liebe sprechen. Liebe lässt Verantwortung in uns entstehen, Mitgefühl und Schönheit, Erfüllung und Glück. Sie allein vermag Gegensätzliches zu integrieren und eine Synthese aus allem Vorhandenen zu schaffen. Sie allein lässt uns den "großen Zusammenhang" erkennen. Liebe ist also ein Bewusstseinszustand und gleichzeitig eine Lebenspraxis. Verstanden in ihrem weitesten Sinne sollte sie der primäre Bezugspunkt sein, auf den sich die heutige Welt ausrichten muss. Das würde einen nie dagewesenen Sprung in unserer Bewusstseinsentwicklung ermöglichen. Hierin liegt die einzigartige Chance für eine Veränderung unserer gegenwärtigen Situation. Keine noch so faire Politik wird auf Dauer Erfolg bringen, solange sie nicht von diesem Bewusst-Sein getragen wird. Die Verwirklichung des Einzelnen in der Liebe ist letztendlich unumgänglich, wenn wir dauerhaften Frieden erleben wollen. Der wahre Fortschritt unserer Zeit liegt in der Rückkehr zu uns selbst.

In ihrer ursprünglichen Form waren alle Religionen Wege der Liebe

NATUR & HEILEN: Das heißt, wenn wir uns selbst schaden, schaden wir auch der Welt.

Christina Kessler: So ist es. Wenn wir dagegen der Sehnsucht nach Vollkommenheit folgen, und die höchste Vision von uns selbst verwirklichen, die nur durch die Liebe und in der Liebe zu erreichen ist, entfalten wir die Wahrheit in unsere Wirklichkeit hinein, selbst wenn wir diese Wahrheit noch nicht vollständig erfassen können. Diese Wahrheit lässt sich nämlich nicht erfassen. Sie lässt sich in ihrer Absolutheit nur erfahren. Es handelt sich um jene Erfahrung, auf der alle Religionen und Weisheitstraditionen gründen, nämlich die mystische Erfahrung. Diese Erfahrung war immer und in allen Kulturen gleich und wurde von all denjenigen erlebt, durch deren Wirken die großen Religionen entstanden: Jesus, Buddha, Mohammed, Krishna ....Der Mystiker erfährt die Einheit aller Wesen und Erscheinungen, die Verbundenheit alles Seienden, und verschmilzt schließlich selbst mit dem Urgrund der letztendlichen Wahrheit. Im Gegensatz zu den sich ständig verändernden und vergänglichen Wirklichkeiten der Existenz ist diese Wahrheit ewig, unumstößlich und unantastbar. In diesem Zustand der inneren Schau weiß der Mystiker - und dies ist eine durch nichts mehr zu erschütternde Gewissheit - dass alles aus derselben unendlichen und alles umfassenden Liebe des GEISTES entstanden ist. Er erkennt sich als den Schöpfer seiner Wirklichkeit. Er erkennt sich selbst als GEIST, der sich in Liebe verströmt, jener Liebe, nach der wir alle mit größter Sehnsucht suchen, weil sie unaufhörlich in uns flüstert und uns immerfort zur Rückverbindung mit ihr auffordert, zur wahren "religio". Hier und nur hier liegt der verbindende Kern der Religionen. Alle Religionen basieren auf dieser Erkenntnis. Alle Religionen sind in ihrer Ur-Form Wege der Liebe. Alle Religionen sind eine Antwort auf die Ur-Sehnsucht nach Vollkommenheit. Hätten wir die exakten Wissenschaften nicht, die heute diese Erfahrung bis ins Detail bestätigen, würden wir das alles für reine Halluzination halten. Die neuen Wissenschaften jedoch, allen voran die Physik, die seit Descartes das "Göttliche" in den Bereich der Religion verdrängt hat und damit der Ratio alleinige Gültigkeit zumaß, übernahm die Rolle der großen Vermittlerin von Wissenschaft und Mystik.

Es erfordert eine klare innere Entscheidung

NATUR & HEILEN: Und so wurde aus Descartes berühmtem Motto "Cogito ergo sum - Ich denke, also bin ich" das verbindende "Amo ergo sum - Ich liebe, also bin ich".

Christina Kessler: Der Mensch von morgen wird ein Liebender sein, oder er wird nicht mehr sein.

NATUR & HEILEN: Das ist eine eindeutige Aussage! Es klingt, als ob wir keine Wahl mehr hätten..

Christina Kessler: In der Tat haben wir keine Wahl mehr, weder als Weltseele noch als individuelle Seele. Und, wer einmal den Geschmack der Wahrheit geschmeckt hat, wird ihn sowieso nicht mehr loswerden. Den Weg der Wahrheit zu gehen, erfordert dann eine klare Entscheidung, die Entscheidung nämlich, die Kehrtwende nach innen, zur Mitte, zum Zentrum einzuschlagen. Der Schlüssel liegt in einem einfachen "Ja" - im Ja zu uns selbst, im Ja zu der Tatsache, dass wir und niemand anders die Schöpfer unserer Wirklichkeit sind. Im Ja zur Freiheit, die sich allein der Wahrheit verpflichtet fühlt, weil sie erst aus dieser Verpflichtung erwachsen kann, im Ja zur Liebe. Ab dem Moment der Entscheidung ergreifen wir die Hand der inneren Führung, die uns nun nicht mehr loslässt. Die innere Stimme des Ge-Wissens erwacht. Diese Stimme ist nun unsere höchste Autorität. Von da an gibt es für uns keine Macht im Außen mehr, die uns zu sagen hat, wo es lang gehen soll. Die Gratwanderung beginnt, der Weg auf des Messers Schneide. Denn, da sich die Wahrheit stets im Augenblick entfaltet, und zwar immer wieder von neuem und immer wieder anders, gilt es, Aufmerksamkeit zu üben, in Achtsamkeit und Konzentration. Und schließlich nützt es der Welt von heute nichts mehr, wenn wir diese Erkenntnisse nicht umsetzen. Die Welt schreit nach denjenigen, die diesen Bewusstseinszustand mit Leben erfüllen. Erst durch Handeln wird er zur "Wirk-lichkeit", die weiter wirkt. Erst durch unser Tun kann er seine transformative Kraft entfalten. Jetzt sind wirkliche Fakten angesagt, die zu positiven Veränderungen in allen Lebensbereichen führen. Und das sind gelebte Toleranz, Würdigung und Wertschätzung unserer Mitmenschen und der Natur, die Entwicklung von Herzensqualitäten. Diese können wir hineintragen in gesellschaftliche Systeme wie Politik, Erziehungswesen, Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft. Wir sollten auch den "Feinden" da draußen die Arme öffnen. Wir sollten ihnen Gehör, Aufmerksamkeit und Mitgefühl schenken. Liebe war und ist die stärkste Macht der Menschheit. Liebe verwandelt und lässt uns wachsen, bis wir heil und ganz geworden sind. Es ist keine stärkere Macht als die Liebe, ebenso wenig wie es einen Sieg jenseits der Liebe gibt.

NATUR & HEILEN: Frau Kessler, wir danken Ihnen herzlich für dieses Gespräch.
Anne Devillard

Von Dr. Christina Kessler